Die Online-Schülerzeitung der IGS Aurich-West


Montag, 21. Januar 2008

Kommentar zum Vorstoß Roland Kochs zur Jugendkriminalität

Roland Koch ist als Politiker absolut unglaubwürdig, und das seit Anfang an. Meine These, er sei unglaubwürdig, hat er wieder einmal durch seinen Vorstoß, man solle jugendliche Gewalttäter, was seiner Meinung nach hauptsächlich Jugendliche mit Migrationshintergrund wären, mit der „ganzen Härte des Gesetzes“ bestrafen und zusätzlich auch noch die entsprechenden Gesetze verschärfen, bestätigt. Was ihn aber noch unglaubwürdiger macht, ist meiner Meinung nach die Tatsache, dass er ein so schwieriges Thema, wie die Jugendkriminalität, deren Ursachen, deren Bestrafung und alles was noch dazu gehört, als „Wahlkampfthema Nr.1“ nimmt und es, zusammen mit der Bild-Zeitung, so skrupellos ausschlachtet und dadurch auch noch gefährlichen Ausländerhass schürt. Aus diesem Grund kann ich die Äußerung des Zentralrates der Juden, Koch sei der NPD nahe, voll und ganz unterschreiben. Des Weiteren muss er sich, wenn er während seiner Amtszeit als Hessischer Ministerpräsident ca. 1000 Polizistenstellen und auch noch rund 80 Staatsanwalts- und Richterstellen abbaut, natürlich auch nicht wundern, wenn die Jugendkriminalität wächst, weil sie ja so weniger gut kontrollierbar ist. Dazu kommt, dass er sowohl in Alternativen zur Gefängnisstrafe, wie z.B. Camps, in denen die Jugendlichen „resozialisiert“ werden sollen, oder auch Projekte, in denen straffällige Jugendliche in so genannte Pflegefamilien kommen als auch in die Schulbildung etc. nur sehr wenig oder teilweise auch nicht investiert hat. Und ich denke gerade hier liegt einer der Schlüssel zur Lösung des Problems der Jugendlichen: Im Schulsystem. Meiner Meinung nach wird durch das derzeitige dreigliedrige Schulsystem sehr viel kaputt gemacht. Die Jugendlichen aus den sozialschwachen Familien besuchen meistens die Hauptschule. Hier werden sie mit anderen Jugendlichen zusammen geführt, welche die gleichen Probleme wie sie haben. Doch bei einer solchen Vielzahl von Problemkindern und noch dazu in Zeiten leerer Kassen ist es für die Hauptschule selbstverständlich unmöglich, die Probleme zu lösen. Und somit vergrößern sie sich auch noch erheblich. Die Jugendlichen geraten in einen Teufelskreis: Sie rutschen in kriminelle Kreise, machen keine Ausbildung, werden daher arbeitslos und ihre Kinder dann meist auch – das zeigt die Statistik. Und all dies, der Gefängnisaufenthalt mit Prozess etc., später das Arbeitslosengeld und noch vieles andere kostet dem Staat viel Geld. Dieses Geld könnte meiner Meinung nach gespart oder besser gesagt sinnvoller investiert werden: Man könnte dieses Geld einerseits in die Bildung und andererseits in Alternativen zur Gefängnisstrafe investieren. Durch bessere Bildung, sprich die Abschaffung der Hauptschule und die Einrichtung bzw. den Ausbau einer anderen Schulform, z.B. einer integrierten Schule (IGS), wäre die Wahrscheinlichkeit größer, dass Jugendliche aus sozialschwachen Familien einen besseren Abschluss erlangen, einen Ausbildungsplatz bekommen, schließlich Arbeit finden. Dadurch könnte man sicherlich auch die Kriminalität hauptsächlich unter Jugendlichen vermindern. Die Investition in Alternativen zur Gefängnisstrafe finde ich deshalb sinnvoll, weil erstens einmal ganz allgemein bei der „Bestrafung“ von Jugendlichen, nachdem sie gegen das Gesetz verstoßen haben, die „Erziehung“ und die Resozialisierung der Jugendlichen im Vordergrund stehen sollte und nicht die „Rache“ an ihnen. Allerdings ist es auch klar, dass man Menschen, die eine Bedrohung für andere Menschen darstellen auch so behandeln muss, dass man Andere vor ihnen schützt. In Punkto Erziehungslager bin ich allerdings der Meinung, dass so genannte „Boot-Camps“, wie es sie in den USA gibt, absoluter Quatsch sind. Die Rückfallquote liegt auch hier bei min. 55%, also schon fast so hoch wie die der Deutschen Gefängnisse (ca. 80%). Außerdem sind diese Camps teilweise fast menschenverachtend und absolut auf kranken und übertriebenen Drill ausgelegt. Die Deutschen „Erziehungscamps“ halte ich zwar für ein wenig besser, allerdings finde ich, dass es auch wenig sinnvoll ist, die Jugendlichen wie in einigen Beispielen durch Sport, bzw. Boxen, wieder auf „den richtigen Pfad“ bringen zu wollen. Ich denke nämlich, dass Sport sicherlich den Teamgeist und auch viele andere Dinge absolut fördert, es aber wenig sinnvoll ist, in diesen Camps nur Sport zu machen und nichts was so zu sagen wirklich mit der Realität zu tun hat. Ein anderer Grund dafür, dass ich solche Camps nur bedingt unterstütze ist, dass die Jugendlichen hier keine intakte Familie oder Ähnliches was für sie beispielhaft sein sollte, kennen lernen. Aus diesem Grund halte ich das Konzept der Pflegefamilien für sinnvoller, weil die Jugendlichen hier eben gerade das „vorgelebt“ bekommen, was für sie maßgeblich sein soll: eine intakte Familie. Mein Fazit ist, dass es sicherlich mehrere Möglichkeiten (Bekannte und noch Unbekannte) gibt, um dieses große Problem zu lösen. Und da ist es auch überhaupt nicht schlimm, dass eine absolute Lösung nun mal noch nicht gefunden ist. Wichtig ist nur, dass man darüber diskutiert und debattiert, um gemeinsam zu einer demokratischen und wirksamen Lösung zu kommen. Falsch und absolut verwerflich ist allerdings, dass ein Politiker wie Roland Koch dieses Thema auf so perverse Art und Weise ausnutzt und zum Wahlkampf macht.

Steffen Haake

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